„Verwandelt sich der Jazz unaufhaltsam in eine zweite Version der klassischen Musik - in anerkanntes Kulturgut, das aus einem Repertoire überwiegend toter Stile besteht, die von Künstlern - darunter ein paar junge - live für ein wohlsituiertes Mittelschichtpublikum aus Schwarzen und Weißen mittleren Alters und für japanische Touristen dargeboten werden? Wird der Jazz für sein potentielles Massenpublikum erneut vor allem durch Radio und Tonträger zugänglich sein, wie in Europa vor fünfzig Jahren? Wer heute Jazzsendern lauscht, fühlt sich zurückversetzt in die esoterische Welt derer, die den wahren Glauben haben, und in der drei Tage, die man ausschließlich beispielsweise den Aufnahmen von Clifford Brown widmet, als drei sinvolle Tage gelten.
Wird der Jazz endgültig zum Fossil? Es ist jedenfalls nicht auszuschließen. Wenn der Jazz so endet, wird es nur ein schwacher Trost sein, daß Clint Eastwood Bird in einem Zelluloidmausoleum bestattet hat und daß jeder Friseur und jede Kosmetikerin Aufnahmen von Billy Holiday hört. Allerdings hat der Jazz im Inneren einer nicht für ihn gemachten Gesellschaft, die ihn auch nicht verdient, eine außerordentliche Fähigkeit zur Selbsterhaltung und - erneuerung gezeigt. Es ist zu früh für den Schluß, seine Möglichkeiten seien erschöpft. Und warum nicht einfach zuhören und die Zukunft sich selbst überlassen? “
( Eric Hobsbawm )